Angela Merkel verlässt nach 16 Jahren das Bundeskanzleramt. Was schon seit einiger Zeit bekannt ist, wird nun zur Realität. Deutschland wählt am 26. September seinen neuen Bundestag und bekommt somit auch einen neuen Bundeskanzler oder eine neue Bundeskanzlerin.
Das Erbe von Merkels Amt ist noch lange nicht entschieden. Wer auch immer die Wahl für sich gewinnen kann, übernimmt einen der wichtigsten politischen Posten der Welt. Die Nachfolge Merkels anzutreten, wird keine leichte Aufgabe, denn kein Politiker und keine Politikerin haben die politische Landschaft Europas im letzten Jahrzehnt so sehr geprägt wie diese Frau, auch erwartet die nächste Bundesregierung große politische Herausforderungen. Die Bewältigung und das fortlaufende Management der Coronapandemie, die Klimakrise oder auch die Migrationsfrage sind Themen, mit denen sich der oder die nächste Bundeskanzler*in intensiv beschäftigen und bestmöglich bewältigen zu wissen muss.
So aufregend die Debatte um dieses Amt ist, noch aufregender ist dessen Wahlkampf. Dieser bringt einige Neuigkeiten mit sich. Erstmals bewirbt sich nicht der oder die amtierende Bundeskanzler*in um eine Wiederwahl. Auch ist es kein Zweikampf zwischen SPD und CDU um den Posten im Kanzleramt, sondern erstmals hat auch eine grüne Kandidatin realistische Chancen. Diese Ausgangslage prägt den Wahlkampf nun seit Monaten. Nie war dieser spannender, nie waren Ereignisse brisanter und noch nie waren die Wähler*innen unentschlossener. Das Triell, wie es deutsche Medien bezeichnen, rund um Armin Laschet (CDU), Annalena Baerbock (Bündnis90/Die Grünen) und Olaf Scholz (SPD) werben seit dem Frühsommer für sich und ihre Parteien. Doch nicht ohne Fauxpas.
Die grüne Kandidatin, die in den ersten Wochen des Wahlkampfs noch in den Umfragen an der Spitze lag und bereits als mögliche Kanzlerin bejubelt wurde, musste einige Rückschläge verkraften. Zunächst sah sich diese mit Plagiatsvorwürfen in ihrem Buch konfrontiert, danach wurden Gerüchte über nicht angegebene Nebeneinkünfte aufgedeckt. Dies gefiel den Wähler*innen eher weniger. Ebenfalls unzufrieden waren diese mit Armin Laschet, der sich auch nicht von seiner besten Seite zeigen konnte. Während im Sommer Umweltkatastrophen das ganze Land in Schock versetzten, wurde Laschet in diesen Tagen eher zum Buhmann als zur Führungspersönlichkeit, denn dieser belustigte sich im Hintergrund einer Ansprache des Bundespräsidenten mit seinen Parteikollegen – nur wenige Stunden nach den schlimmen Ereignissen, die auch zahlreiche Todesopfer forderten. Dieses unpassende und unsensible Verhalten konnten ihm die Wähler*innen nicht verzeihen und kostet ihm letztendlich vielleicht sogar die Kanzlerschaft.
Während die Kandidat*innen von CDU und Grüne sich selbst demontieren, profitierte der SPD-Kandidat von den Schwächen der Anderen. Der im Wahlkampf bislang unauffällige Olaf Scholz kletterte die Umfrageleiter der letzten Wochen kontinuierlich empor. Doch auch dieser muss sich im Endspurt mit Vorwürfen rund um Skandale in dem von ihm geführten Finanzministerium stellen. Man bekommt den Eindruck, dass keiner der Kandidat*innen entsprechend die Wähler*innen überzeugen zu wissen weiß.
Wer kann nun also Kanzler*in? Das Wahlergebnis am 26. September könnte für einige Überraschungen sorgen. Welche Partei den oder die Kanzler*in stellt, wird sich am Abend des Wahltags zeigen. Für die Drei heißt es im Wahlkampffinish nochmal alles geben und sich von seiner besten Seite zu zeigen, denn letztendlich wird es auf den feinen Unterschied ankommen und Nuancen entscheiden, wer Merkels Nachfolge antreten kann.