Viva Mexiko – zwischen Demokratie, Drogen und Mord

Mexiko blickt zurück auf eine bewegte Vergangenheit geprägt von Armut, Kriminalität und Korruption. Nun hat das Land erstmals eine Präsidentin ins Amt gewählt: Claudia Sheinbaum. Die 61-Jährige setzte sich mit großem Vorsprung gegen ihre Kontrahentin Xóchitl Gálvez durch. Nun liegt das Schicksal des Landes in ihren Händen. Oder etwa nicht? Mexiko steht seit Jahrzehnten in einem Konflikt – einem Bürgerkrieg gegen sich selbst. Fast wöchentlich werden Massengräber gefunden, Menschen auf offener Straße exekutiert und Tonnen an Drogen geschmuggelt. Das Resultat? Mexiko droht den Krieg zu verlieren.

Der große Feind sind die Kartelle. Diese entstanden bereits in den 1930er Jahren als kleinere Banden von Opium- und Marihuana-Bauern und wuchsen später zu Verbrecherorganisationen an. Die Gruppierungen profitierten hauptsächlich an dem Schmuggel kolumbianischen Kokains. In den 1970ern formierten sich die ersten mächtigen Kartelle, die bestimmte Schmuggelrouten und erste Städte in ihr Territorium eingliederten. Die Behörden waren machtlos, da diese oftmals bestochen oder bedroht wurden.

Mit dem Tod Pablo Escobars 1993 entstand ein Machtvakuum, durch das mexikanische Kartelle eine dominante Position erhielten. Während in Kolumbien ein Kartellkrieg tobte, konnten sie bestehende Verträge neu verhandeln. Statt in Geld bezahlt zu werden, wurde nun in Kokain bezahlt. Dadurch konnten sie als Händler in den amerikanischen Markt eindringen. Intensiviert wurde dies durch „Plan Colombia“. Diese Initiative wurde im Jahr 2000 von Bill Clinton und der kolumbianischen Regierung ausgerufen. Neben weiteren Konsequenzen wurde die karibische Schmuggelroute Kolumbien – Bahamas – Florida stärker überwacht, weswegen sich der Schmuggel zunehmend nach Mexiko verlagerte. Dies brachte den Kartellen Milliarden an Dollar und immense Macht.

Dieser Macht muss sich Claudia Sheinbaum nun stellen – falls sie es wagt. Am 3. Juni, einen Tag nach ihrer Wahl, wurde die erste Bürgermeisterin Mexikos getötet – Yolanda Sánchez Figueroa. Sie wurde auf offener Straße mit 19 Kugeln erschossen. Yolanda Sánchez war bekannt dafür, sich den Verbrecherorganisationen in den Weg zu stellen und warb für einen strengeren Umgang mit Korruption. Ihre Ermordung könnte eine Warnung für die neue Präsidentin gewesen sein, sich nicht gegen die Kartelle aufzulehnen. Während der Wahlen wurden mehr als 30 Kandidat:innen getötet. Die Dunkelziffer liegt höher. Der Drogenkrieg in Mexiko scheint nahezu verloren.  Junge Menschen werden gezielt angeworben. Diese strömen in Scharen zu den Kartellen, da sie dort meist eine bessere Perspektive haben, als es ihnen ein „legales“ Leben bieten kann.

Es bedarf nun Initiativen für die Jugend und den Rest der Bevölkerung, um diesen Kreislauf zu durchbrechen. Hinzu kommt das größte Haushaltsdefizit seit 1980. Und dann ist da noch die bevorstehende US-Wahl. Sollte Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt werden, wird das die amerikanisch-mexikanischen Beziehungen stark belasten.

Dennoch ist die Stimmung im Land hoffnungsvoll. Claudia Sheinbaum, frühere Umweltforscherin, steht für Werte wie: Umweltschutz, Feminismus und soziale Gerechtigkeit. Doch wird sie die kommenden Herausforderungen meistern und sich insbesondere gegen die Kartelle durchsetzen können? Diese sind bereits in jeden Bereich des Lebens eingedrungen. Besonders in die Politik.

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