In der Vergangenheit gab es immer wieder Klimaveränderungen – beispielsweise die mittelalterliche Warmzeit, auf die eine kleine Eiszeit folgte. Neu in den letzten Jahren ist jedoch, dass die Erderwärmung mit allen Folgeerscheinungen rascher als je zuvor voranschreitet und vor allem der Lebensstil der Menschheit in reicheren Ländern maßgeblich darauf Einfluss hat. Es werden Unmengen an Treibhausgasen produziert, Kohle abgebaut und (Regen-)Wälder gerodet, was unter anderem das Artensterben, das Verschwinden der Gletscher, den Anstieg des Meeresspiegels und natürlich die Überhitzung der Erde zur Folge hat.
Und genau diese Umstände machen den Klimawandel, der natürlich und normal ist, zu einer menschengemachten Klimakrise. Im gängigen Sprachgebrauch wird weiterhin vom „Wandel“ gesprochen, was unter anderem auf das sogenannte Framing zurückgeführt werden könnte. Darunter versteht man, dass ein bestimmter Begriff mit einer gewissen Assoziation verbunden ist. So bringen wir mit dem Begriff „Banane“ häufig „gelb“, „süß“ und „krumm“ in Verbindung. Dieses Framing kann in politischen und gesellschaftlichen Kontexten sowohl bewusst als auch unbewusst und häufig unbemerkt eingesetzt werden.
Betrachtet man „Wandel“ unter dem Gesichtspunkt des Framings, lässt sich erkennen, dass „Wandel“ etwas für den Menschen Unaufhaltbares, von der Natur Gegebenes impliziert, dem sich der Mensch, wohl oder übel, fügen muss und die Handlungsspielräume beschränkt sind. Es stimmt, wir können die Veränderungen des Klimas nicht mehr aufhalten, aber wir können die Geschwindigkeit, mit der sie vonstattengehen, beeinflussen. Und genau das macht uns nicht zu Opfern der Klimaveränderungen, sondern zu Personen, die in die Verantwortung geraten, überlegt und gewissenhaft zu handeln.
Die Dringlichkeit zu handeln ist im Begriff Klima“krise“ deutlicher vertreten als in Klima“wandel“. Wenn man Krise hört, bereitet man sich darauf vor, schneller und tatsächlich zu reagieren. Manche Politiker:innen, die unterschiedlichste Themen oft relativ großzügig mit dem Wort „Krise“ benennen („Flüchtlingskrise“, „Wirtschaftskrise“, „Corona-Krise“), scheinen sich davor zu scheuen, die aktuellen Klimaveränderungen auch in den Kreis der Krisen aufzunehmen. Die Gründe dafür liegen eigentlich auf der Hand. Erkennt man die Klimakrise als Krise an, sollte man etwas dagegen tun, was über das bloße „darüber reden“ hinausgeht. Dafür müsste man sich aber eingestehen, dass die letzten Jahre diesbezüglich ein bisschen verschlafen wurden.
Und was nun? Fürs Erste bewusster mit den Begriffen Klimawandel bzw. Klimakrise umgehen und diese nicht äquivalent verwenden, um sich danach offensiv den Herausforderungen der Bewältigung dieser Krise zu stellen.