Nachdem Anfang Mai ein Dokument des Supreme Courts geleakt wurde, das die mögliche Abschaffung von Roe v. Wade thematisierte, ging eine Welle der Entrüstung und Wut durch viele Social-Media-Kanäle und durch die Bevölkerung aller US-amerikanischen Staaten. Roe v. Wade ist eine seit 1973 geltende Grundsatzentscheidung, die Frauen in den USA vermehrt den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen ermöglicht und bestimmt, dass es keine Beschränkungen für Abtreibungen im ersten Trimester der Schwangerschaft geben darf. Somit setzt Roe v. Wade einen wichtigen Meilenstein für Frauenrechte in den USA. Doch selbst unter diesem Gesetz macht das komplexe Abtreibungssystem in den USA es schwierig für viele Frauen, eine Abtreibung zu erhalten. Und das, obwohl Roe v. Wade momentan noch ein aktives Gesetz ist.
Seit Anfang Mai diskutiert der Supreme Court nun über eine mögliche Abschaffung von Roe v. Wade mit der Begründung, dass diese Grundsatzentscheidung nicht von der Konstitution unterstützt wird. Diese Entscheidung würde fatale Folgen mit sich bringen, da es die Einschränkungen oder sogar die Abschaffung von legalen Abtreibungen in 22 der US-amerikanischen Staaten bedeuten könnte. Dabei stehen zwei Drittel der Amerikaner hinter Roe v. Wade. Somit kam es in den letzten Wochen vermehrt zu Protesten in vielen der US-amerikanischen Staaten, in denen Frauen gegen die Abschaffung von Roe v. Wade demonstrierten.
Das Recht auf Abtreibung sollte schließlich zu den fundamentalen Rechten einer jeder Frau gehören. Und dennoch leben etwa 41% der Frauen im gebärfähigen Alter in Ländern, die keinen oder nur limitierten Zugang zu Abtreibungen erlauben. Das sind 700 Millionen Frauen, die im Fall einer ungewollten Schwangerschaft oftmals nur mehr die Wahl zwischen der Geburt des Kindes oder einer unsicheren Abtreibung haben. Denn nur weil eine Abtreibung verboten ist, bedeutet das nicht, dass weniger Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. Stattdessen greifen Frauen zu unsicheren Abtreibungen, von denen jährlich etwa 25 Millionen verzeichnet werden. 47.000 dieser Schwangerschaftsabbrüche enden tödlich für die Frau, wodurch Abtreibungen zu der dritthäufigsten Todesursache für Mütter gehören. Und das, nachdem jede zweite Schwangerschaft ungewollt ist und jede vierte Schwangerschaft abgebrochen wird.
Somit könnte eine Abschaffung von Roe v. Wade dazu führen, dass ein Jahr nach dem Beschluss 75.000 Frauen eine ungewollte Schwangerschaft ausführen müssten. Von Vergewaltigungen bis hin zum Fehlschlagen von Verhütungsmitteln gibt es viele Gründe, warum eine ungewollte Schwangerschaft entstehen könnte. Die Abschaffung von Roe v. Wade würde das Land um Jahrzehnte zurücksetzen und Frauen ihrer Rechte berauben. Und das, nachdem in anderen Ländern wie Kolumbien vor einigen Wochen erst die Abtreibungsrechte auf die 24. Woche erweitert wurden. Auch in Mexiko und Argentinien wurden die Abtreibungsgesetze gelockert. Ein wichtiger Meilenstein in den lateinamerikanischen Ländern, für den die Frauen der Länder jahrelang gekämpft haben.
Doch die USA scheint sich nun fernab dieser Staaten zu bewegen und den Weg zurück in die Vergangenheit anzutreten. Und wer weiß, welche Länder dem Vorbild der USA folgen würden und den Frauen ihres Landes das Recht nehmen würden, über ihren eigenen Körper zu entscheiden? So wird sich zwischen Ende Juni und Anfang Juli herausstellen, was mit Roe v. Wade passieren wird. Und welcher Zukunft sich die Frauen in den USA gegenübersehen?